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Zum Ende der Seite springen Corona: Was man über die Delta-Variante von SARS-CoV-2 wissen muss
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Achtung Corona: Was man über die Delta-Variante von SARS-CoV-2 wissen muss Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Es scheint, als könnten auch geimpfte Menschen COVID-19-Infektionen übertragen. Wie viel ansteckender ist die Delta-Variante und wie gehen wir mit ihr um?


Die Zahl der neuen COVID-19-Fälle in den USA hat sich in den letzten zwei Wochen verdoppelt – schuld sind eine stockende Impfkampagne und vor allem die Ausbreitung der Delta-Variante. Sie scheint inzwischen für die überwiegende Mehrheit der Neuinfektionen verantwortlich zu sein – wie in vielen anderen Regionen auch. Besorgniserregend ist dabei, dass diese Variante ansteckender als frühere ist und auch geimpfte Personen Symptome entwickeln können – sogenannte "Durchbruchsinfektionen".

Zwar verhindern Impfstoffe nach wie vor in den allermeisten Fällen schwere Erkrankungen und Todesfälle. Doch die Delta-Variante verbreitet sich anders, als man es bislang von Coronaviren angenommen hat. Sechs Fragen und Antworten zu den wichtigsten Themen rund um Delta.

1. Was macht die Delta-Variante ansteckender?

Nach Schätzungen der US-Seuchenschutzbehörde CDC ist die Delta-Variante fast doppelt so ansteckend wie frühere Varianten von SARS-CoV-2. Wissenschaftler versuchen noch immer herauszufinden, welche Mutation genau dafür verantwortlich ist. Aber vorläufige Studien deuten darauf hin, dass die Viren durch Veränderungen im Spike-Protein effizienter werden: Sie können sowohl fester an die Rezeptoren der Zellen andocken als auch leichter in sie eindringen.

Die Delta-Variante scheint auch zu einer höheren Viruslast zu führen als andere Varianten. Die Viruslast ist ein Maß dafür, wie viel Viren sich in der Nase und dem Rachen befinden. Eine CDC-Studie ergab kürzlich, dass Menschen mit der Delta-Variante zu Beginn ihrer Infektion eine 1000-mal höhere Viruslast aufwiesen als Menschen, die mit der ursprünglichen Version des Virus infiziert waren. Zudem erreichten sie laut dieser Studie, die allerdings noch nicht von Fachkollegen geprüft wurde, schneller ihre maximale Viruslast.

2. Wie messen Wissenschaftler eigentlich, wie ansteckend die Delta-Variante ist?

Die Viruslast sagt etwas darüber aus, wie ansteckend ein Virus ist. Coronavirus-Infektionen verbreiten sich über Aerosole und Tröpfchen, wenn eine infizierte Person hustet, niest oder einfach nur atmet. Je mehr Viruspartikel sich in den Atemwegen einer Person befinden, desto wahrscheinlicher ist es, dass diese Person eine andere Person ansteckt.

Um die Viruslast zu messen, gehen Forscher genauso vor wie bei normalen Corona-Tests vor: Sie verwenden die bekannte Labormethode der Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Sie nehmen dazu einen Abstrich von der Nase einer infizierten Person und extrahieren die virale RNA auf diesem Abstrich. Anschließend führen sie die Reaktion durch, die nach genetischem Material von Viren sucht. Das wird dann immer wieder kopiert, bis genügend Kopien vorhanden sind, die von den Laborgeräten erkannt werden können.

Normalerweise konzentrieren wir uns auf das Endresultat der PCR, nämlich ob ein Test Material von einem Virus findet – was zu einem positiven Ergebnis führt. Die Forscher können aber auch untersuchen, wie lange das Gerät braucht, um ein positives Ergebnis zu liefern, das heißt, wie viele Kopien erforderlich waren, um das virale Material auf ein nachweisbares Niveau zu bringen. Je weniger Kopien oder Zyklen zum Nachweis eines Virus erforderlich sind, desto mehr virales Material ist vorhanden.

Diese Anzahl der Zyklen, die so genannte Zyklusschwelle oder Ct, ist die Zahl, die bei den Gesundheitsbehörden Besorgnis erregt. Als sich in Provincetown, Massachusetts, kürzlich die Fälle häuften, waren etwa 74 Prozent der Betroffenen geimpft. Insgesamt wiesen die Personen, die infiziert waren, tendenziell ähnliche Ct-Werte auf, unabhängig davon, ob sie geimpft waren oder nicht. Nach Ansicht der CDC könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass geimpfte Personen das Virus genauso leicht übertragen können wie ungeimpfte.

3. Kann ich trotzdem an COVID-19 erkranken, auch wenn ich geimpft bin?

Ja, das ist möglich, obwohl die Infektion wahrscheinlich deutlich weniger schwer verläuft als die einer ungeimpften Person.

Die überwiegende Mehrheit der Infektionen betrifft nach wie vor ungeimpfte Menschen, sagt Liz Rogawski McQuade, die Infektionskrankheiten an der Universität von Virginia erforscht. Nach Berichten der Kaiser Family Foundation (ein gemeinnütziges US-amerikanisches Unternehmen, das auch eigene Forschung zu Themen der Gesundheitspolitik betreibt) traten zwischen 94 und 99,9 Prozent der Fälle bei Personen auf, die nicht vollständig geimpft waren. Und bei 0,01 bis 0,54 Prozent aller Geimpften kam es zu einem Durchbruch der Krankheit.

Einige Studien haben ergeben, dass Impfstoffe gegen die Delta-Variante etwas weniger wirksam sind, insbesondere wenn man nur eine Dosis eines mRNA-Impfstoffs erhalten hat. Bislang sieht es aber so aus, als ob die Impfstoffe noch weitgehend gut funktionieren – insbesondere, indem sie schwere Krankheitsfälle verhindern, sagt Rogawski McQuade.

Möglicherweise brauchen die Impfstoffe irgendwann ein wenig zusätzliche Hilfe gegen die Delta-Variante – einige Unternehmen wie Biontech drängen sogar auf Auffrischungsimpfungen. Allerdings gibt es laut Experten noch keine wirklichen Beweise für deren Notwendigkeit. Die Weltgesundheitsorganisation WHO vertritt zudem die Ansicht, dass Erstimpfungen für den Rest der Welt Vorrang vor Auffrischungsimpfungen für Menschen in reichen Ländern haben sollten.

4. Wie steht es um die Übertragung? Können geimpfte Personen die Delta-Variante verbreiten?

Es scheint so, aber die Forschung befindet sich noch in einem frühen Stadium.

Die Ct-Werte können zwar als Anhaltspunkt für die Viruslast dienen, es sei aber dennoch problematisch, auf deren Grundlage zu viele Vermutungen anzustellen, vor allem, wenn es um geimpfte Menschen geht, so Monica Gandhi, Forscherin für Infektionskrankheiten an der University of California, San Francisco.

Zum einen reagieren PCR-Tests auf alle möglichen Arten von genetischem Material, sogar auf das von toten Viren. Wenn ein geimpftes Immunsystem die Infektion bereits bekämpft, "haben Sie vielleicht eine Menge Viruspartikel in der Nase, die aber gar nicht mehr funktionieren", sagt Gandhi. Um wirklich zu wissen, wie infektiös jemand ist, müsste man testen, ob diese Viren noch leben und in der Lage sind, Menschen zu infizieren. Das wird jedoch noch nicht gemacht. Die CDC weise darauf hin, dass diese Daten noch ausstehen, so Gandhi.

Außerdem gehen die Forscher davon aus, dass geimpfte infizierte Menschen möglicherweise nur für kürzere Zeit eine hohe Viruslast tragen. In einer noch ungeprüften Studie aus Singapur fanden Forscher heraus, dass die Viruslast bei geimpften Personen zwar hohe Werte erreichte, aber viel schneller abfiel als bei ungeimpften.

Eine britische Studie hingegen ergab, dass geimpfte Personen tatsächlich eine geringere Viruslast aufweisen als ungeimpfte. Das ließe darauf schließen, dass der Impfstoff die Übertragung verringert. Kein aktuell zugelassener SARS-CoV-2-Impfstoff wirkt jedoch sterilisierend, es ist also stets mit einer Virenweitergabe zu rechnen, sollten sich Geimpfte das Virus einfangen.

Laut Gandhi sind weitere Studien erforderlich, um die Rolle, die geimpfte Menschen bei der Übertragung spielen, besser beurteilen zu können.

5. Gibt es Varianten der Delta-Variante?

Wissenschaftler verfolgen, wohin sich das Virus bewegt und wie es sich verändert, indem sie die verschiedenen Stämme in Familien oder Abstammungsgruppen einteilen, so genannte Linien, auf Englisch Lineage. Wenn sich eine dieser Linien auf eine Weise entwickelt, die gefährlicher erscheint, bezeichnet die WHO sie als "besorgniserregende Variante" oder "Variante von Interesse" und benennt sie mit einem Buchstaben des griechischen Alphabets, zum Beispiel Delta.

Delta ist eine Gruppe von engverwandten SARS-CoV-2-Varianten mit nahezu gleichem Genmaterial, aber nicht nur ein einziges Virus.

Wissenschaftler teilen solche Linien zu Forschungszwecken oft in kleinere "Unterlinien" auf. So gab es bereits Berichte in den Medien über "Delta Plus"-Varianten. Da es jedoch keine Beweise dafür gibt, dass sich diese Untergruppe deutlich anders verhält, betrachtet die WHO sie weiterhin als Teil der Delta-Familie.

6. Werden weiterhin problematische Varianten auf uns zukommen? Was ist zum Beispiel mit Lambda oder Gamma?

Viren mutieren ständig. Solange sich das Virus irgendwo auf der Welt unkontrolliert ausbreiten kann, solange werden sich wahrscheinlich weiterhin neue Varianten mit einem (leicht bis sehr) anderen Verhalten entwickeln. "Aber das muss nicht unbedingt so sein", sagt Rogawski McQuade. Wenn man die Ausbreitung verlangsamt, hat das Virus weniger Gelegenheit zu mutieren, was bedeutet, dass weniger Varianten entstehen werden.

Die Lösung besteht also darin, die Impfraten zu erhöhen – und zwar schnell. Um die derzeitige Welle unter Kontrolle zu halten, bedarf es jedoch wahrscheinlich mehr als nur Impfstoffe, so die Experten. So empfiehlt die CDC in den meisten US-Gemeinden seit Ende letzten Monats, dass auch geimpfte Personen in Innenräumen wieder Masken tragen sollten. Im Mai hatte sie die Maskenpflicht für Geimpfte zunächst aufgehoben – soweit waren wir in Deutschland etwa noch gar nicht.

"Impfstoffe sind bei weitem unsere wirksamsten Mittel", sagt Rogawski McQuade, "aber sie sind natürlich nicht perfekt und nicht unsere einzigen Möglichkeiten der Virenbekämpfung." Nur durch eine Kombination mehrerer Maßnahmen lasse sich das Problem bewältigen.
(bsc)



Quelle: https://heise.de/-6164219

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