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Zum Ende der Seite springen Überfall auf die Ukraine: Auswirkungen auf die Autoindustrie
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Achtung Überfall auf die Ukraine: Auswirkungen auf die Autoindustrie Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Die russische Invasion in der Ukraine wird auch Folgen für die Autoindustrie haben. Diese sind, soweit derzeit absehbar, unterschiedlich stark betroffen.


Um der Gewalt gegen die Ukraine ein Ende zu bereiten, verhängen die EU, die USA und einige andere Länder Sanktionen gegen Russland. Im Kern geht es dabei derzeit vor allem um Bankgeschäfte. Doch Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Angriff offenbar von langer Hand geplant und hohe Finanzreserven aufgebaut. Sanktionen, ob wirksam oder nicht, haben natürlich immer eine Kehrseite, denn sie treffen auch die eigene Wirtschaft. Allerdings gehen nur zwei Prozent der deutschen Exporte nach Russland, darunter auch Autos.

Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM), ist der Auffassung, dass Russland für lange Zeit als Absatzmarkt und Produktionsstandort für die Automobilindustrie ausfallen werde. Zwar seien die konkreten Effekte des Krieges und der anstehenden Sanktionen noch nicht genau abzusehen. Allerdings dürfe das Anlagevermögen von Automobilherstellern und Zulieferern in Russland erheblich an Wert verlieren. "Die Automobilindustrie wird für viele Jahre keine relevanten Investitionen in Russland tätigen." Es sei auch mit erheblichen indirekten Folgen für die Automobilbranche in Deutschland und Europa zu rechnen. So werden in den nächsten Jahren nicht zuletzt aufgrund der Verteuerung der Energie- und Mineralölpreise die Kosten für die Automobilproduktion und für die Autonutzung steigen, argumentiert Bratzel.


Russland auf Platz 8

Dabei galt Russland noch vor zehn Jahren mit 2,8 Millionen verkaufter Autos pro Jahr als wichtiger Zukunftsmarkt. Doch aus dem Autofrühling wurde kein tragfähiges Geschäft. Seit 2015 stagniert der russische Automarkt mit 1,4 bis 1,8 Millionen verkaufter Autos pro Jahr, im vergangenen Jahr waren es rund 1,67 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Damit belegt das größte Land der Erde nach Südkorea und vor Frankreich lediglich den achten Platz der globalen Automobilmärkte.


Deutsche Hersteller nur am Rande betroffen

Die deutschen Autohersteller werden die wirtschaftlichen Sanktionen zwar spüren, aber andere trifft es deutlich härter. Von den hiesigen Herstellern ist die Volkswagen-Gruppe mit einem Marktanteil von 12 Prozent beziehungsweise 204.000 Fahrzeugen am stärksten in Russland engagiert. Doch im weltweiten Vielmarkenreich des Konzerns ist Russland wirtschaftlich nur ein Nebenschauplatz. "Da die Marktrelevanz von Russland für Volkswagen jedoch nur bei zwei Prozent liegt, sind die negativen direkten Absatzeffekte ähnlich wie bei BMW und Mercedes-Benz als moderat einzuschätzen", analysiert Stefan Bratzel. Die beiden selbsternannten Premiummarken halten mit rund 50.000 Autos pro Jahr einen Marktanteil von drei Prozent. Angesichts der weltweiten Verkäufe von BMW und Mercedes, die 2021 deutlich mehr als zwei Millionen Fahrzeuge absetzten, wären diese Verluste im Volumen verschmerzbar.


Hyundai und Renault

Anders schaut es bei Hyundai/Kia und der Renault-Gruppe aus. "Renault-Nissan-Mitsubishi ist aufgrund der hohen Absatzanteile der Gruppe sowie des russischen Tochterunternehmens Avtovaz wirtschaftlich am stärksten betroffen", so Bratzel. Die Zahlen bestätigen die Einschätzungen des Experten: Avtovaz (Lada) brachte 2021 rund 351.000 Vehikel an den Mann, bei der Renault-Nissan-Mitsubishi Allianz waren es circa 212.000 Fahrzeuge. Die Renault-Gruppe peilt für das Jahr 2022 eine operative Marge von 4 Prozent oder mehr und einen operativen freien Cashflow für den Automobilsektor von mindestens einer Milliarde Euro an. Angesichts der aktuellen Ereignisse könnten diese Ziele ins Wanken geraten. Auch Hyundai/Kia sind in Russland erfolgreich, die beiden koreanischen Marken setzten im vergangenen Jahr rund 380.000 Fahrzeuge ab. Das dürfte sich ändern.


Automobile Einbahnstraße

Die Import-Export-Bilanz verdeutlicht die automobile Einbahnstraße. Während Russland im Vor-Coronajahr 2019 weniger als 50.000 Pkw exportiert und die gesamte russische Automobilindustrie es auf einen Exportwert von etwa 3,3 Milliarden US-Dollar brachte, lag der Importwert dagegen bei 20 Milliarden US-Dollar. Harte Sanktionen haben Auswirkungen auf die Lieferkette der Autohersteller. Auch hier ist die Renault-Gruppe, die mehrere Werke in Russland betreibt, besonders betroffen. Aber auch Volkswagen und andere Hersteller betreiben Fabriken in dem großen Land, die auf Teile aus dem Ausland angewiesen sind. Sobald die Sanktionen wirksam werden, dürfte die Produktion zunächst ins Stocken geraten und letztendlich versiegen.

Allerdings spielen die russischen Werke im globalen VW-Fabrikverbund eine untergeordnete Rolle. Ähnliches gilt für die Ukraine und Russland als Zulieferer. Dennoch sind die weltweiten Lieferketten so komplex, dass selbst kleinste Störungen spürbare Auswirkungen in den europäischen Werken haben können. Zumal das Gebilde aufgrund der Chip-Krise aktuell ohnehin sehr fragil ist.


Profiteur: China

Mittelfristig dürfte es einen großen Profiteur geben. Denn wenn die Amerikaner und Europäer tatsächlich keine Fahrzeuge mehr nach Russland exportieren, wird China seinen Export Richtung Russland ausbauen. Im derzeit nicht ganz einfach zu überblickenden Gefüge aus Macht und Lieferketten scheint zumindest das einigermaßen sicher. Man darf davon ausgehen, dass die Strategen im Kreml sich vor ihrem Überfall auf die von ihnen im Budapester Memorandum vom Dezember 1994 als souverän anerkannten Ukraine diesbezüglich abgesichert haben.

(mfz)



Quelle: https://www.heise.de/hintergrund/Ueberfa...ie-6526299.html

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