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Zum Ende der Seite springen Notfallinternet per Satellit: Starlink-Einsatz bei der Flutkatastrophe
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Sat Notfallinternet per Satellit: Starlink-Einsatz bei der Flutkatastrophe Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Die Flutkatastrophe hat viele Orte von den Kommunikationsnetzen getrennt. Satelliteninternetanbieter Starlink half provisorisch das Netz wiederherzustellen.



(Bild: CG Alex/Shutterstock.com)


Als das Hochwasser zwischen dem 14. und dem 17. Juli 2021 Deutschland und benachbarte Länder traf, verloren über 180 Menschen ihr Leben. Die Zurückbleibenden sahen sich womöglich nicht nur mit dem Verlust von Freunden und Familienmitgliedern konfrontiert; an praktisch allem, was das Wasser erreichte, entstanden enorme Schäden. Die Katastrophe ließ vielerorts sämtliche Versorgungsnetze zusammenbrechen.


Kommunikation ist eins der wichtigsten Grundbedürfnisse moderner Gesellschaften. An diesen Tagen im Juli zeigte sich jedoch, wie fragil die dafür genutzte Infrastruktur ist: Laut der Telekom fielen im Verlauf der Ereignisse über 300 Mobilfunkbasisstationen aus; O2 und Vodafone ging es ähnlich. Überschwemmte Vermittlungsstellen und zerstörte Kabelschächte brachten die Kommunikation an vielen Stellen vollständig zum Erliegen. So waren zeitweise mehr als 1000 Menschen als vermisst gemeldet, weil sie sich nicht mehr bei Verwandten und Freunden melden konnten.


Hilfsangebot aus den USA

Nachrichten und Bilder von der Flutkatastrophe müssen auch im US-amerikanischen Hawthorne (Kalifornien) angekommen sein, dem Unternehmenssitz von SpaceX und Starlink. Der Satelliteninternet-Provider des Unternehmers Elon Musk kontaktierte kurz nach der Katastrophe das deutsche Innenministerium (BMI) und bot Hilfe an, um Internetverbindungen in abgeschnittenen Gebieten per Starlink bereitzustellen. Die Massenkonstellation von Satelliten im erdnahen Orbit befindet sich seit 2019 im Aufbau und liefert latenzarme Breitband-Internetzugänge im dreistelligen MBit/s-Bereich.


Das BMI leitete das Angebot an den Stab des Landes Rheinland-Pfalz weiter, wo man nicht lange fackelte und es annahm. Laut dessen Pressestelle entstand nur geringer organisatorischer Aufwand: SpaceX kümmerte sich selbst um die schnelle Lieferung der Starlink-Satellitenmodems nach Deutschland. Mithilfe von Tesla transportierte man die Sets zur Sammelstelle für Einsatzkräfte am Nürburgring. Dort bekamen die für das Sachgebiet 6 (IuK, Information und Kommunikation) zuständigen Techniker von Tesla- und SpaceX-Mitarbeitern ihre Einweisung in die Konfiguration.


Neun Mitarbeiter, einer von SpaceX und acht von Tesla, unterstützten die Installation. Am 20. Juli starteten kurz nach 2 Uhr nachts die ersten Gruppen aus Einsatzkräften und Starlink-Technikern mit den Starlink-Sets ihre Fahrt in die betroffenen Gebiete.


Unkomplizierter Aufbau

Die für die Flutgebiete bereitgestellten Sets entsprechen denen, die Starlink derzeit an Betatester ausliefert. Ein kommerzielles Angebot existiert bislang noch nicht. Trotzdem: Ein Starlink-Set kommt nicht nur mit sämtlicher erforderlicher Hardware, um eine Verbindung zum Satellitennetz herzustellen, sondern auch mit einem WLAN-Router. Das Gerät hat Dual-Band-Wi-Fi 5 mit zwei MIMO-Streams inklusive Multi-User-Unterstützung. Im Set liegt zudem ein großer Power-over-Ethernet-Adapter (Strom und Netzwerk über Twisted-Pair-Kabel) bei, der sowohl das Satellitenmodem als auch den WLAN-Router mit bis zu 180 Watt Leistung versorgt, wobei maximal 100 Watt auf das Satellitenmodem kommen, das 30 Meter Zuleitung hat. Die Komponenten sind farblich gekennzeichnet und im Karton bereits angeschlossen, sodass Installationsfehler praktisch ausgeschlossen sind.


Techniker von Tesla und SpaceX installierten zusammen mit Feuerwehr und Technischem Hilfswerk die Starlink-Systeme. Zum Teil waren die Gruppen mitten in der Nacht unterwegs.


Die Einrichtung des Sets erfolgt mit der Starlink-App, die in wenigen Schritten durch den Installationsprozess führt und direkt danach Informationen zur Verbindung und deren Qualität liefert. Auch c’t konnte die Einrichtung bereits an einem Starlink-Set erproben; wer sonst DSL-Router konfiguriert, fühlt sich unter Umständen unterfordert. Stefan Diehm, ein Feuerwehrmann, der vor Ort die Einrichtung begleitete, sagte im Gespräch mit c’t, dass man in vielen Fällen nicht mehr als 30 Minuten für Installation und Inbetriebnahme gebraucht hätte.


Die Starlink-Sets für die Nothilfe waren unkompliziert nutzbar, da sie betriebsfertig mit WLAN-Router geliefert und per App eingerichtet wurden. So brauchten die Techniker in der Regel weniger als eine halbe Stunde pro Standort.


50 Standorte

Beim ersten Einsatz bauten die Gruppen 20 Starlink-Hotspots in mehreren Orten auf, darunter Ahrbrück, Ahrweiler und Liers. Meist wurden die Hotspots an Infopunkten installiert, an denen Betroffene Hilfe und Informationen erhalten können.

Voraussetzung für die Installation ist immer eine solide Stromversorgung, denn die Starlink-Sets sind stromhungrig: Die Leistungsaufnahme der Starlink-Sets liegt zwischen 60 und 100 Watt. Überwiegend übernahm das ein Notstromaggregat am Infopunkt.

Kurze Zeit später folgten 20 weitere Starlink-Zugänge. Laut der Pressestelle des Stabs hat das Land Rheinland-Pfalz mittlerweile 50 Starlink-Systeme, von denen noch 46 im Einsatz sind. Sie laufen je nach Bedarf an unterschiedlichen Standorten.

Laut Pressestelle nutzen primär Betroffene und Helfer die Starlink-Hotspots. Aber auch die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) greifen darauf zu, um ihre Kommunikationsstrukturen abzusichern.




Ob auf Einsatzleitwagen oder Notstromerzeugern: Die Ausrichtung seiner Phased-Array-Antenne erledigt das vollintegrierte Satellitenmodem ohne Zutun des Nutzers über Motoren, die den gesamten oberen Teil neigen und drehen können.
(Bild: Carsten Spies)


Zukünftiger Einsatz

Unsere Ansprechpartner bei den BOS äußerten sich positiv über das System und die einfache Einrichtung. Praktisch sei das System beispielsweise für Einsatzleitwagen, die für Telefonie niedrige Latenzen bräuchten, aber gut daran täten, nicht vom Mobilfunk abhängig zu sein. Auch bei der Bevölkerung seien die Hotspots gut angekommen.

Die Starlink-App integriert vom Einrichtungsprozess über Routerkonfiguration bis hin zu Verbindungsstatistiken alle Teilbereiche des Systems. Das macht die Benutzung sehr einfach.

Sie erwähnten jedoch auch, dass man die Qualität der Starlink-Verbindung nicht im Detail erfasst habe. Probleme und Hakler wären dem Anbieter nicht zum Vorwurf zu machen. Das Unternehmen kommuniziert klar, dass es sich um einen Beta-Test handelt. Derzeit sind bereits 1632 Starlink-Satelliten im All.
(amo)



Quelle: https://heise.de/-6194848

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