Geschrieben von Muad'Dib am 30.04.2023 um 09:38:
Deutschlandticket: Spezialitäten der Bundesländer
Das Deutschlandticket gilt ab 1. Mai bundesweit. So weit, so gut. Es gibt einige Besonderheiten. heise online hat von Bayern bis Thüringen nachgefragt.
Auf den ersten Blick kann vermutet werden, für solch ein sperriges Ticket könnte ein Zusatzticket fällig werden. In Wahrheit präsentiert hier symbolisch die saarländische Verkehrsministerin Petra Berg das Ticket für junge Leute.
(Bild: saarland.de)
Zum 1. Mai wird das Deutschlandticket eingeführt. Es kostet monatlich 49 Euro, ist als Abo über Apps oder an Schaltern der Verkehrsbetriebe erhältlich und gilt bundesweit im ÖPNV und Regionalverkehr, also nach dem gleichen Prinzip wie das Neun-Euro-Ticket. Das wurde im vergangenen Sommer nicht nur wegen des günstigen Preises gelobt, sondern auch, weil damit die deutsche "Kleinstaaterei" entfiel – wenigstens zum Teil.
Auch mit dem Deutschlandticket hat sich das Denken in Waben nicht erledigt. Zum Einen bleiben bestehende Angebote für den ÖPNV und Regionalverkehr erhalten, die sich auf die Gebiete der Verkehrsverbünde beschränken. Zum anderen gibt es in manchen Bundesländern Zusatzoptionen, die sich ebenfalls nicht deutschlandweit erstrecken.
Die Mobilitätswilligen sollten sich also kundig machen – und das ist nicht immer einfach, wie der Verbraucherzentrale Bundesverband in Stichproben herausgefunden hat. Verkehrsverbünde würden wichtige Informationen nur unzureichend oder gar nicht angeben. Und nicht an allen Schaltern sei es möglich, das Deutschlandticket zu erwerben. Das könnte wichtig sein für jene, die Bonitätsprüfungen vermeiden wollen.
Auch wenn das Ticket deutschlandweit gilt, der Nahverkehr ist immer noch Ländersache – und obliegt damit der jeweiligen Politik und der Finanzkraft. Deshalb haben wir erkundet, welche Spezialitäten Baden-Württemberg bis Thüringen beispielsweise für junge oder gering verdienende Leute zu bieten haben.
Jobticket, Hund- und Fahrradmitnahme
Bestehende Angebote bleiben weitgehend erhalten, damit auch regional begrenzte Vergünstigungen für Schüler, Senioren oder Arbeitslose. Solange es keine von den Ländern geforderte bundeseinheitliche Regelung zum Semesterticket gibt, wenden die meisten Länder ein sogenanntes Upgrade-Modell an. Mancherorts werden bestehende Abos automatisch umgewandelt, sofern die Betroffenen das nicht ablehnen.
Das Deutschlandticket kommt – die wichtigsten Fragen und Antworten
Bund und Länder haben sich darauf verständigt, dass es bundesweit ein Jobticket im Deutschlandticket geben soll. Wenn der Arbeitgeber mindestens 25 Prozent des Preises bezahlt, kostet das Deutschlandticket 46,55 Euro, es kann aber auch noch günstiger werden. Arbeitgeber können die Kosten auch komplett übernehmen.
Ein Hund oder Fahrrad mitzunehmen ist in den bundesweit geltenden Tarifbestimmungen für das Deutschlandticket generell nicht vorgesehen, in manchen Ländern gibt es aber Ausnahmen – auch regional begrenzt. Auf einigen Strecken können Besitzer eines Deutschlandtickets auch in einen Intercity einsteigen. Diese und weitere Spezialitäten folgen hier.
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Bayern
Auch in Bayern ist das Deutschlandticket ein ergänzendes Angebot. Bestehende Abos werden nicht automatisch umgestellt und können weiter beibehalten werden. Diese können zum Beispiel besondere Mitnahmeregelungen enthalten oder übertragbar sein, was für das Deutschlandticket nicht gilt. "Die meisten Verkehrsunternehmen und Verbünde bieten einen reibungslosen Wechsel in das Deutschlandticket an", schreibt das bayerische Verkehrsministerium.
Das bayerische 365-Euro-Ticket für Jugendliche, das 2020 eingeführt wurde, soll es weiterhin geben. Es werde beobachtet, welche Wechselwirkungen sich mit dem Deutschlandticket ergeben, heißt es aus München.
Auszubildende, Studierende und Freiwilligendienstleistende sollen das Deutschlandticket in Bayern ab dem 1. September 2023 für 29 Euro bekommen können. Semestertickets könnten dort integriert werden, heißt es aus München. Damit es nicht zu Ungleichheiten zwischen Azubis und Schülern im vergleichbaren Alter kommt, sollen für Schülerinnen und Schüler ab der 11. Klasse die Kosten für den Schulweg ebenfalls auf 29 Euro sinken, indem die Familienbelastungsgrenze abgesenkt wird.
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Sachsen
Vergünstigte Angebote für junge Menschen, Senioren, Geringverdienende und Arbeitslose sind in Sachsen nicht geplant. Das dortige Verkehrsministerium verweist darauf, angesichts der hohen Energiepreise sei es ihr oberstes Ziel, bestehende Angebote zu sichern. Sachsen setzt sich dafür ein, dass es für Ticketermäßigungen bundesweite Sozialstandards gibt.
Die sächsische Regierung setzt sich auch dafür ein, dass das Deutschlandticket auch im IC zwischen Chemnitz und Dresden gelten soll. Die Verhandlungen mit DB Fernverkehr laufen noch.
Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt sind keine besonderen Angebote für junge Menschen, Senioren, Geringverdienende und Arbeitslose geplant.
Ein Upgrade für das Semesterticket ist momentan in Halle und Merseburg in Planung, schreibt das sachsen-anhaltische Infrastrukturministerium.
Bestehende Abos werden nicht automatisch umgestellt, sie können weiter beibehalten werden. "Die meisten Verkehrsunternehmen und Verbünde werden einen reibungslosen Wechsel in das Deutschlandticket anbieten", heißt es aus Magdeburg. Die Kundinnen und Kunden würden von ihrem Abo-Center über das weitere Vorgehen informiert.
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Thüringen
Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur will 2024 ein vergünstigtes Ticket für junge Menschen anbieten. Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 26 Jahre soll dann ein Deutschlandticket für 28 Euro erhältlich sein. Darüber muss noch der Landtag in Erfurt entscheiden.
Ein Upgrade für das Semesterticket soll in Thüringen ab Juni 2023 möglich sein.
Das Deutschlandticket im IC zwischen Erfurt und Gera gelten. Dafür verhandelt der Freistaat Thüringen mit der Deutschen Bahn.
Update
29.04.2023 13:46 Uhr
Das Deutschlandticket soll auch in den Intercity-Zügen zwischen Gera, Jena und Erfurt gelten, hieß es in Medienberichten aus Thüringen am Freitag.
In den Nahverkehrszügen innerhalb Thüringens werden Fahrräder weiterhin unentgeltlich befördert. Für Hunde wird ein eigenes Ticket nötig. (anw)
Quelle: heise.de