Geschrieben von Muad'Dib am 24.11.2020 um 17:05:
Nicht zu reparieren: Arecibo-Teleskop wird außer Dienst genommen
Nach zwei Seilrissen ist das Arecibo-Teleskop nicht mehr zu retten und wird außer Betrieb genommen. Das haben die Verantwortlichen entschieden.
Das legendäre Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico kann nach zwei Beschädigungen nicht gerettet werden und wird außer Dienst genommen. Das hat die US-amerikanische National Science Foundation (NSF) am Donnerstag bekannt gegeben und damit die Befürchtungen der vergangenen Tage bestätigt. Für die gesamte Anlage bestehe die Gefahr eines katastrophalen Versagens, weil die Drahtseile die immensen Lasten der wissenschaftlichen Instrumente über der Teleskopschüssel möglicherweise nicht mehr tragen können. Analysen unabhängiger Firmen hätten ergeben, dass jeder Reparaturversuch die Arbeiter womöglich in Lebensgefahr bringen würde. Selbst eine Reparatur könnte die Langzeitstabilität nicht sicherstellen.
Reparatur nicht möglich
Die abrupte Entscheidung ist Folge zweier Beschädigungen in den vergangenen Wochen: Anfang August war an dem Radioteleskop ein Drahtseil gerissen und hatte beträchtlichen Schaden an dem riesigen Hauptspiegel angerichtet. Über etwa 30 Meter Länge hatte es den Spiegel aufgerissen. Das Seil war Teil der Absicherung der Plattform über dem mehr als 300 Meter durchmessenden Spiegel und mit seinem Wegfall war die Last auf die übrigen Sicherungen offenbar zu groß geworden, denn Anfang November war ein zweites Drahtseil gerissen. Diesmal handelte es sich jedoch nicht um ein Hilfsseil, sondern eines der tragenden. Es sorgte zwar für weniger Beschädigungen, aber für viel größere Sorgen.
Insgesamt drei Ingenieurbüros haben die Schäden geprüft, erklärt die National Science Foundation. Mehrheitlich seien sie einig gewesen, dass jegliche Reparaturarbeiten auf der Anlage unsicher wären. Die Beschädigungen hätten gezeigt, dass die Drahtseile zur Befestigung der Instrumentenplattform über dem Teleskop weniger stabil seien, als angenommen.
Die riesige Plattform über dem mehr als 300 Meter durchmessenden Hauptspiegel wiegt 900 Tonnen und ist mit jeweils vier Drahtseilen an drei Haltetürmen aufgehängt. Eines davon war nun gerissen und jetzt könnten nicht einmal mehr Stresstests durchgeführt werden, um die Stabilität der Anlage zu prüfen. Es besteht jederzeit die Gefahr, dass die Plattform abstürzt. Nun soll das Teleskop abgebaut werden, die Instrumente sollen möglichst für künftige Aufgaben bewahrt werden.
Das Arecibo-Teleskop dürfte eines der bekanntesten wissenschaftlichen Instrumente überhaupt sei. Es ist 1963 fertiggestellt worden und war dann lange das größte Radioteleskop der Welt. 2016 war es diesbezüglich vom chinesischen Radioteleskop FAST (Five hundred meter Aperture Spherical Telescope) überholt worden. Das Observatorium und seine monumentale Architektur sind nicht nur wegen seiner wissenschaftlichen Bedeutung weltberühmt, sondern auch wegen der Auftritte als Kulisse in Filmen wie James Bond 007 – GoldenEye und Akte X. Vor wenigen Jahren stand es vor dem Aus, konnte damals aber gerettet werden. Es hat mehrere Hurrikans sowie Erdbeben überstanden, wird aber nun nie wieder seine Arbeit aufnehmen.
(mho)
Quelle:
https://heise.de/-4966218
Geschrieben von Muad'Dib am 01.12.2020 um 14:58:
Instrumentenplattform abgestürzt: Das Arecibo-Teleskop ist zerstört
Schneller als befürchtet ist das Ende des legendären Arecibo-Teleskops in Puerto Rico gekommen. Am Dienstag stürzte die massive Instrumentenplattform ab.
Das legendäre Arecibo-Teleskop in Puerto Rico ist zerstört. Das berichtet die puerto-ricanische Zeitung El Nuevo Día unter Berufung auf die Meteorologin Deborah Martorell, die ein Foto der zerstörten Anlage getwittert hat. Die Zerstörung selbst ist darauf nicht zu sehen, aber die fehlende Instrumentenplattform über der Antennenschüssel. Die über 800 Tonnen schwere Gerätschaft ist demnach in der Nacht zum heutigen Dienstag abgestürzt und hat mit Sicherheit die Anlage darunter zerstört. Angaben über Verletzte oder Opfer gibt es bislang nicht, schreibt die Zeitung noch.
An dem weltbekannten Radioteleskop in den Bergen Puerto Ricos war Anfang August ein Drahtseil gerissen und hatte beträchtlichen Schaden an dem riesigen Hauptspiegel angerichtet. Über etwa 30 Meter Länge hatte es sich durch den Spiegel gepflügt und den Boden darunter freigelegt. Das Seil war Teil der Absicherung der Plattform über dem mehr als 300 Meter durchmessenden Spiegel; mit seinem Wegfall war die Last auf die übrigen Sicherungen offenbar zu groß geworden, denn vergangenen Freitag riss ein zweites Drahtseil. Diesmal handelte es sich jedoch nicht um ein Hilfsseil, sondern eines der tragenden. Es sorgte zwar für weniger Beschädigungen, aber danach war unklar, wie stabil die gesamte Konstruktion überhaupt noch ist.
Ende November hatte die für das Riesenteleskop verantwortliche National Science Foundation (NSF) aus den USA entschieden, dass das Teleskop nicht ohne ein zu großes Risiko zu reparieren ist. Deswegen sollte es eigentlich abgebaut werden, um so viele Instrumente wie möglich zu retten. Wissenschaftler hatten zwar noch gehofft, dass eine Reparatur doch irgendwie möglich ist, aber nun kam das Ende des Teleskops noch schneller als zuletzt befürchtet.
(mho)
Quelle:
https://heise.de/-4976381